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Nele im Fjäll

  

Anfang August unternahmen Nele und ihr Frauchen eine mehrtägige Fjällwanderung rund herum um die höchsten norwegischen Berge.

Die Tour führte weit nach oben, dem Himmel entgegen, über steinige Pässe, Hängebrücken und entlang an grün glitzernden Seen und Flüssen. Im großen Rucksack hatte Frauchen nicht nur Neles Abendbrot, sondern auch die gemeinsame Behausung und den gemütlichen warmen Schlafsack. Frauchens Abendessen erhofften sich die zwei in einer Berghütte, die einen langen Tagesmarsch entfernt am Fuße eines weißblauen Gletschers lag.

Noch bevor die beiden die ersehnte Hütte erreichten, baute Frauchen das im Rucksack versteckte Zelt auf, richtete das Lager für die Nacht und ging dann mit leichtem Gepäck den Rest des Weges. Nele durfte am ersten Abend mit, denn sie war noch nicht an das Zelt gewöhnt und sollte sich nicht fürchten. Außerdem schien die Sonne immer noch sehr heiß und erwärmte die ihr ausgesetzte Stoffhütte.

Als die beiden die Gastwirtschaft erreicht hatten, wunderten sie sich sehr über die Menschenmenge, die sie dort erwartete. Überall war geschäftiges Treiben, jeder rannte hin oder her und keiner schien Notiz von den beiden Weitgewanderten zu nehmen. Doch! Als sie das schützende Haus betraten rief sogleich eine Stimme: „Der Hund muß draußen bleiben!“ Draußen war es heiß und die Sonne, die den beiden den ganzen Tag unerbittlich auf den Kopf geschienen hatte, brannte immer noch. Man sehnte sich nach kühlem Schatten.

 Da Nele ein ausgesprochen sauberer und wohlerzogener Hund ist, der ebenso viele anstrengende Wanderstunden in den Pfoten hatte wie Frauchen in den Füßen und da Frauchen, was ihre Seilschaft angeht, für ihre Kameraden auch gern einmal einen Rüffel in Kauf nimmt, schmuggelte sie die erschöpfte Nele in den Vorraum des Essenssaales und legte sie unter einen Couchtisch versteckt ab.

Nele schlief sofort fest ein und Frauchen ließ sich einen Platz im Essenssaal zuweisen. Alles war sehr jugendherbergsähnlich, bis auf den Preis – man war sich offenbar bewußt, dass die Gäste nicht allzu viel Wahl haben.

Frauchen wurde an einen 6-er Tisch platziert, der mit ihr vollständig wurde. Am Tisch saßen schon 2 norwegische Männer, ein holländisches Paar und ein Schwede. Alle waren gleichermaßen froh, die Hütte erreicht zu haben und die Stimmung war sehr gut.

Man erkundigte sich nach genauerer Herkunft der Tischnachbarn, Wanderplänen für die nächsten Tage und da die Interessen ähnlich waren, entstand ein herrlich lebhaftes Geschnatter.

Die überwiegende Konversation wurde in Rücksicht auf die anwesenden Holländer auf englisch geführt, was der anregenden Unterhaltung keinen Abbruch tat, aber zu folgendem missverständlichen Dialog führte:

Man fragte sich gegenseitig, wo man übernachtete. Es gab einige Möglichkeiten. Die Hütte bot auf ihrem Gelände Campingmöglichkeiten an und man konnte auch ein Bett in einem der Schlafsäle mieten. Als Frauchen an der Reihe war, sagte sie, dass sie draußen im Fjäll in ihrem Zelt schliefe, worauf die Frau des Holländers erstaunt fragte: „Alone, just by yourself?“ Frauchen antwortete: „No, with my dog.” Der Holländer verstand jedoch: „No, with my daughter.“

  

Die Frau des Holländers nickte noch verstehend: „Ah, ja.“

Frauchen: „ Das ist der Grund, dass ich allein im Fjäll übernachte. Auf dem unruhigen Campingplatz würde sie vermutlich nachts Geräusche hören und „skällern“ und das möchte ich natürlich nicht.“

Daß zwischen all dem Sprachengewirr und der skandinavischen Mehrheit der Zuhörer ab und zu ein schwedisches Wort auftauchte, machte das Missverständnis perfekt. Skällern heißt „Bellen“ , der Holländer vermutete wahrscheinlich eher „Schreien“.

Der Holländer fragte nun: „Wie alt ist sie?“

Frauchen antwortete wahrheitsgemäß: „2 Jahre.“

Der Holländer stutzte und sagte: “So jung?

Frauchen: „Ja, sie ist noch sehr jung.“

Der Holländer mit inzwischen großen Augen: „Und sie schafft so eine weite Wanderung?“

Frauchen: „Ja, was ich schaffe, sollte sie ja wohl auch schaffen.“

Der Holländer schaute nun doch sehr verwundert. Deshalb fügt Frauchen hinzu: „Ich sehe aber schon zu, dass sie möglichst an meiner Seite läuft und bei mir bleibt. Wenn ich sie ließe wie sie wollte, würde sie den ganzen Tag kreuz und quer übers Fjäll springen. Das wäre sicherlich zu viel für sie, wenn man mehrere Tage hintereinander unterwegs ist. Bei ihrer Vorgängerin haben wir zu wenig darauf geachtet, sie sprang immer wild umher und als sie 10 war, konnte man alle Gelenke klappern hören.“

  

Das Gesicht des Holländer drohte zu entgleisen und er fragte: „Und wo ist sie jetzt?“

Frauchen: „ Ich habe sie draußen unter dem Couchtisch versteckt. Ich hoffe sie liegt da noch wenn ich gleich komme und springt nicht durchs ganze Haus.“

Holländer: „Warum isst sie nicht hier mit uns?“

Frauchen: „ Sie darf doch hier nicht rein. Sie darf eigentlich gar nicht ins Haus, aber ich konnte sie doch nicht draußen in der prallen Sonne anbinden, sie hat heute schon genug Sonne bekommen.“

Dabei machte Frauchen eine Handbewegung, um das Halsband anzudeuten. Der Holländer wusste nun nicht mehr so recht, wer zu viel Sonne bekommen hatte und verstand die Handbewegung als die, die man benutzt, wenn man eine Enthauptung andeutet und fragte zögerlich, fast traute er sich nicht: „Du sprichst von deiner Tochter?“

Frauchen: „Waaas? Nein, von meinem Hund natürlich.“ Damit endetet der unglaubliche Dialog und jeder der es mitbekommen hatte, überschlug sich vor Lachen bei dem Gedanken, was der arme Holländer wohl die ganze Zeit gedacht hatte.

Nele lag unterdessen treu und brav unter dem Couchtisch und hatte von all dem nichts mitbekommen. Sie wunderte sich vielleicht, als Frauchen nachts im Zelt laut zu lachen begann, obwohl doch weit und breit niemand da war, über den man lachen konnte. Nele hingegen träumte von dem grünen Glitzerwasser, den bölkenden, klingelnden Schafen und schlief eng an Frauchen gekuschelt wohlig dem neuen spannenden Tag entgegen.