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Was, bitte, ist eine Schweißfährte?

 

Gestern hatte ich eine nette Übungsstunde mit Frauchen und die verlief so:

Frauchen verschwand nachdem wir von unserer ausgiebigen Skitour bei minus 30 °C und strahlender Sonne heimgekehrt waren mit einem geheimnisvollen Blick und einem kleinen Gläschen, welches sie aus dem Kühlschrank genommen hatte, nach draußen und ich konnte mir keinen rechten Reim daraus machen. Lediglich verspürte ich einen Mordshunger, denn es war Fressenszeit und ich freute mich schon auf die leckere Elchleber, mit der Frauchen mein Fressen aufzupeppen verstand.

Nach etwa 15 Minuten ging die Haustür auf und ich wurde angeleint, obwohl wir doch gerade erst gekommen waren. Das alles roch verräterisch nach einer Hühnerschleppe und ich freute mich unbändig. Das ist nun wirklich das Spaßigste, gleich hinter der echten Jagd, was sich ein kleiner Vogelhund vorstellen kann. Die Richtung stimmte – wir gingen zusammen aufs Feld und ich war schon ganz aufgeregt. Plötzlich bekam ich den Geruch von Elchblut in meine feine Nase. Ich folgte ihr und nippte an einem Stück, welches schmeckte wie Elcheis am Stiel. Da ich aber gelernt hatte, dass ich weder zu viel Elchblut lecken sollte, noch einer Elchspur zu folgen habe, kümmerte ich mich um die deutliche Spur daneben. Sie war von Frauchen und mir deswegen sehr vertraut, zumal sie ca. 40 cm tief in den Schnee gestanzt war. Dieser Spur folge ich ja jeden Tag und oft muß ich sie über mehrere Hundertmeter ausarbeiten, um meine Begleiterin wiederzufinden, wenn ich mal mit meiner Nase einen kleinen Abstecher gemacht habe, weil es irgendwo interessant geschnuppert hat.

Ich führte also diese leichte Übung spielend aus, fand sogar am Ende meinen Fressnapf mit Leckerlis – welch ein lustiges Spiel.

Komisch war, dass neben der Frauchenspur die Blutspur des Elches verlief und auch mit ihr aufhörte. Ich konnte mir nur vorstellen, dass der Elch Nasenbluten hatte, welches dann von alleine wieder aufhörte – alles andere musste Zufall sein.

Guter Dinge folgte ich ins Haus, bekam endlich etwas „Anständiges“ zu fressen und konnte mich meiner gemütlichen Mittagsruhe vor dem Bollerofen widmen.

Als Herrchen nach Hause kam, hörte ich meine beiden Menschen reden und sie sprachen von „ignorierten Schweißfährten“ und „tiefen Schneespuren“. Herrchen wirkte sehr amüsiert, Frauchen eher nachdenklich. Welcher Schweiß gemeint war, habe ich nicht richtig mitbekommen, Hunde schwitzen ja nicht, aber vielleicht schwitzt der Elch wenn er Nasenbluten hat?

Es gibt so viele Dinge, die ich noch herausbekommen muß. Eines habe ich schon erfahren: manchmal gibt es für einfache Dinge großes Lob oder sogar Leckerlis, so wie für das Ausarbeiten von 100m Frauchenspur und manchmal gibt es für großartige Leistungen nur ernste Blicke oder gar Rüffel. Als es mir z.B. letzte Woche nach langem schweren Krafteinsatz endlich gelungen war einen hübsch geschnitzten Stecken vom Straßenrand zu entfernen, um ihn dann freudig Frauchen zu schenken, schaute sie sehr streng und sich zugleich um, als wolle sie sehen, ob jemand hinter ihr stehe (unwahrscheinlich in unserer Einsamkeit). Dann wurde der Stecken zurückgebracht und mir wurde erklärt, dass ich ihn dort gefälligst stehen lassen solle. Das soll ein Hund verstehen, der jeden Tag zur Belustigung seiner Menschen halbe Bäume aus dem Wald nach Hause trägt. Ausgerechnet dieser besonders formschöne Stock sollte tabu sein, dabei hatte ich mich so angestrengt, ihn herauszureißen.

Heute war schon wieder ein aufregender Tag. Weil seit heute die Hühnerjagd vorbei ist, waren meine Menschen beide mit mir auf Spaßskitour. Ich scharwenzelte ungefähr 40 m vor ihnen her, als ich Hühnerduft in die Nase bekam. Ich tat, was mir von meinen Vorfahren für eine solche Situation mitgegeben wurde: ich stand vor! Fest! Solange bis meine Menschen neben mir waren und Frauchen flüsterte: „Was ist da?“ Das ist mein Signal zum Anschleichen. Meter für Meter ginge es voran und es wurde immer spannender. Plötzlich explodierte der Schnee und ein Birkhahn flog davon, ich erschrak, hüpfte ein paar Meter und wieder explodierte der Schnee. Das geschah  etwa 15-20 Mal wieder und wieder stiebender Schnee und ein hochgehendes Huhn. Welch ein Fest! Meine Menschen waren völlig entspannt ob des Endes der Jagdzeit und der Tatsache, dass wir uns um etwa 100m im feindlichen Revier befanden. Sie standen und schauten genussvoll, wie es Menschen tun, deren Jüngste mit glänzenden Augen auf einem Karusselpferd immer und immer wieder vorbei fährt und die Freude kein Ende nehmen will.

Als wäre heute mein Glückstag, lief mir heute Abend die zweite Kirmes über den Weg. Zusammen mit Frauchen machten wir unsere „Nachttour“. Das ist die mit der Lampe, falls kein Mond scheint. Da es heute den ganzen Tag dauerschneite, war es draußen stockdunkel  und die Sicht mit der Lampe wurde durch das Schneetreiben zusätzlich erschwert. Wir stapften also wenig erkennend und gedankenversunken durch tiefen Neuschnee, als an Frauchens Skispitze eine solche Schneeexplosion stattfand, wie ich sie vom Mittag schon kannte. Sofort war ich zur Stelle, erfasste die Situation und die Positionen des Restes der Hühnerfamilie. Ich tat erneut, was ich zu tun im Blut habe, ich stand vor und zwar fest! Es waren im ersten Tumult und von Frauchens Schreckschrei alarmiert ungefähr 2-3 Hühner abgeflogen. Das konnten unmöglich alle sein. Fluchs wurde ich in den Karabiner eingeschnappt und Frauchen zog an mir, um mich zum unauffälligen Rückzug zu bewegen. Ich aber stand – wie gesagt – fest. Und ich habe Kraft und blieb stehen. Es kostete Frauchens ganze Person, mich zum Gehen zu bewegen. Hätte ich ihren Plan durchschaut, wäre ich nicht so störrisch geblieben – aber wer kann schon alles gleich verstehen, wenn er passioniert seinen Dienst versieht und mein Dienst heißt nun mal „Vorstehen“. Frauchen sah uns schon am nächsten Morgen (diesmal befanden wir und im Revier) in der ersten Dämmerung Hasen jagen – die waren auch im Februar noch offen...